Kinetische Messungen beim Junghund
Ziel der Messungen beim Junghund
Das Ziel der Messungen beim Welpen/Junghund, grundsätzlich beim wachsenden Hund, ist es, mit objektiven und reproduzierbaren Parametern das Bewegungsmuster messen, beurteilen und je nach Situation, therapeutische Massnahmen ergreifen zu können oder aber auch die Diagnostik zu erweitern.
Dies ist deshalb wichtig, da HD, ED oder auch OCD nebst der genetischen Komponente, massgeblich durch die Bewegung manifestiert wird. Häufiger Auslöser kann eine zu wilde und unkontrollierte Bewegung sein.
Ein Patient, 1 Jahr alt, Rasse Berge Blanc Suisse. Sein mir vorgestelltes Symptom „Benagen des Rutenansatzes“. Die Untersuchung zuvor beim Haustierarzt gab keinen Hinweis auf ein Hautproblem oder Flöhe. Die orthopädische und neurologische Untersuchung bei mir, gab den Hinweis auf einen Übergangswirbel. Die kinetische Messung sowie das Röntgenbild sollten diesen Verdacht bestätigen. Nach dem radiologischen Befund wurde der Patient orthopädisch manuell behandelt.
Bitte beachten Sie folgendes:
die roten Punkte sind die Werte vor der Behandlung
die gelben Punkte sind die Werte nach der Behandlung
AL: vorne links | AR: vorne rechts | |
PL: hinten links | PR: hinten rechts | |
BF: Rücken vorne | BP: Rücken hinten |
Der vorgestellte Patient wurde nach einem Monat nochmals vorgestellt. Das Benagen am Rutenansatz war sofort weg, das Bewegungsmuster wieder rund. Daraufhin wurde der Hund beim Haustierarzt offiziell radiologisch auf HD/ED geröngt und anschliessend ausgewertet. Anlässlich der Erstuntersuchung war offensichtlich, dass die vertikale Kraftachse links 17.35%, beziehungsweise rechts 16.14%, leicht aber trotzdem deutlich verändert war, was auf eine Pathologie der Hinterhand deuten könnte und auch Anlass für das Benagen im Rutenansatz war. Nach der orthopädisch manuellen Behandlung wurde die Kraftaufnahme deutlich besser. Der Hund quittierte dies mit Ausheilung der Symptome.
Das Ergebnis der offiziellen Rö-Auswertung bestätigt erneut den Übergangswirbel, aber vor allem die unterschiedlichen Winkelungen beider Hüften.
Übergangswirbel, vor allem Asymmetrische, erzeugen ein Verkippen des Beckens welches wiederum zu einem veränderten Druck-Zug-Mechanismus in Hüftpfanne durch den Oberschenkel führt. Somit ist möglich, dass die Überdachung des Oberschenkels und damit die „Tiefe“ der Hüftpfanne vermindert wird.
Bei der Kontrolluntersuchung zeigt die Hinterhand zwar eine praktisch normale Bewegung, aber eine stark veränderte Kraft in der rechten und linken Schultergliedmasse.
Siehe unten→ linke Schultergliedmasse 37.79% und die Rechte 25.43%. Dies ist ein grosser Unterschied von 12%. Durch die orthopädisch manuelle Behandlung konnte bei der anschliessenden Messung ein normaler Kraftvektor in beiden Gliedmassen festgestellt werden, links 31.14 % und rechts 30.71% somit ist der Unterschied auf 0.5% gesunken, was absolut in der Norm liegt.
Dies ist ein weiterer Vorteil der kinetischen Messungen. Sie können sofort, nach einer Behandlung eine Veränderung aufzeigen. Dies kann keine radiologische Studie. Somit können wir auch Therapieverläufe konstatieren und je nach Situation Anpassungen der Therapiemodalitäten durchführen.